Hermann Friedrich Kohlbrügge

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Hermann Friedrich Kohlbrügge
Dr. theol. Kohlbrügges Grab

Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15. August 1803 in Amsterdam; † 5. März 1875 in Elberfeld) war ein niederländischer reformierter Theologe. Er war Pastor an der Niederländisch reformierten Gemeinde in Elberfeld.

Leben und Wirken

In Amsterdam besuchte Kohlbrügge von 1819 bis 1821 eine Schule für Latein und später das Athenaeum. Er widmete sich dem Studium des Heidelberger Katechismus, der Philosophie, der Theologie und den orientalischen Sprachen. Nebenbei arbeitete er bei seinem Vater in einer Seifensiederei. 1825 beendete er in Utrecht ein theologisches Examen und wurde 1826 in der Gemeinde Amsterdam Hilfsprediger.

1833, nach dem Tode seiner Ehefrau, reiste Kohlbrügge für eine Kur in das Rheinland und predigte in Elberfeld. Nachdem er in die Niederlande zurückgekehrt war, heiratete er 1834 erneut. Ab 1856 predigte Kohlbrügge in verschiedenen niederländischen Kirchen und reiste 1864 nach Böhmen und Mähren, um auch dort zu predigen. Seine Theologie war unter anderem stark von Martin Luther geprägt. „In einer Predigt über Röm 7,14 wies K. auf die Radikalität der Sünde des Menschen auch und gerade in seinem Bemühen um Heiligung hin und betonte, dass Gott Gottlose und nicht Heilige gerecht macht.“[1] Kohlbrügge bemühte sich erfolgreich um den Domprediger der evangelisch-reformierten Hallenser Dom- und Schlosskirche Adolf Johannes Cleophas Zahn, dass dieser von 1877 bis 1880 2. Pastor der niederländisch-reformierten (Kohlbrüggeschen) Gemeinde in Elberfeld wurde.[2] Nach dem Tode des Hallenser Theologieprofessors Wichelhaus besuchte Kohlbrügge auf Einladung des Dompredigers Neuenhaus die Saalestadt. Am 25. April 1858 hielt der Pastor der niederländisch reformierten Elberfelder freien Gemeinde sogar eine Predigt in der Domkirche, was „… für Kohlbrügge ein Ereignis von großer Bedeutung (war), denn seit dem Jahre 1834 hatte er keine Kanzel in der Landeskirche Preußens betreten“, wie sein späterer Pastorenkollege Adolf Zahn festhielt.[3]

In seinen Predigten stellte Kohlbrügge während der Kriegszeiten von 1866 und 1870/1871 Preußen als Schutzmacht gegen den Unglauben dar. Anhänger der Theologie Kohlbrügges besetzten über Jahrzehnte vor allem in der Niedergrafschaft Bentheim die Pastorenstellen.

Werke (Auswahl)

  • Drei Gastpredigten über Römer 7, 14. Psalm 65, 5 und Psalm 45, 14-16. Gehalten im Jahre 1833. Verlag der niederländisch-reformierten Gemeinde, Wuppertal-Elberfeld 1936.
  • Das siebente Kapitel des Briefes Pauli an die Römer in ausführlicher Umschreibung, 1839
  • Das Wort ward Fleisch, Betrachtungen über das erste Kapitel des Ev. nach Matth., 1844
  • Wozu das AT? Anleitung zur richtigen Schätzung der Bücher Mosis und der Propheten, T. 1: Das AT nach seinem wahren Sinne gewürdigt aus den Schriften der Evangelisten u. Apostel, 1846
  • Die zehn Gebote, ein feuriges Gesetz, Predigt über Dtn 33,2, 1851
  • Der verheißene Christus, sieben Predigten, 1853
  • Predigten über die erste Epistel des Apostels Petrus. Das vierte Capitel. Verlag der niederländisch-reformierten Gemeinde, Elberfeld 1855.
  • Zwanzig Predigten, im Jahre 1846 gehalten, 1857
  • Der einzige Trost im Leben und Sterben, sechs Predigten über die erste Frage und Antwort des Heidelberger Katechismus, 1879
  • Die Lehre des Heils in Fragen und Antworten. Zum 100. Geburtstag des Heimgegangenen als Manuskript gedruckt. Elberfeld: Verlag der niederländ. reform. Gemeine in Elberfeld, 1903.
  • Acht Predigten über Evangelium Johannis Kap. 3. V. 1-21 nebst einer Schluß-Predigt über Römer 8. V. 32. Verlag der niederländisch-reformierten Gemeinde, Wuppertal-Elberfeld 1936.

Gedenktag

5. März im Evangelischen Namenkalender.[4]

Literatur

  • Benjamin G. Locher: Kohlbrügge, Hermann Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 423–425 (Digitalisat).
  • Karl Barth: Die protestantische Theologie im 19. Jahrhundert. Ihre Vorgeschichte und ihre Geschichte. Hamburg 1975, S. 546–554.
  • Friedrich Wilhelm Cuno: Hermann Friedrich Kohlbrügge. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 432–436.
  • Hermann Klugkist Hesse: Hermann Friedrich Kohlbrügge. Wuppertal 1935.
  • Karl Koch, Kohlbrüggianer in der Grafschaft Bentheim. Eine Studie zur reformierten Kirchengeschichte der Grafschaft Bentheim zwischen 1880 und 1950. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Kirchenkampfes, in: Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte, Bd. 12, Sögel 1996, S. 355–432.
  • Walter Kreck: Die Lehre von der Heiligung bei Hermann-Friedrich Kohlbrügge. München 1936.
  • Elisabeth Moltmann-Wendel: Theologie und Kirche bei Hermann Friedrich Kohlbrügge (= Beiträge zur evangelischen Theologie, Bd. 25). Kaiser, München 1957.
  • Frank Reiniger: Kohlbrügge, Hermann Friedrich. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 300–305.
  • Vorträge zum Andenken an Hermann Friedrich Kohlbrügge 1975 in Wuppertal-Elberfeld, Wuppertal 1975 (Beiträge u. a. von Benjamin Locher, Klaus Goebel, Manfred Wichelhaus, Heiner Faulenbach, Walter Kreck und Johann Friedrich Gerhard Goeters).

Weblinks

Commons: Hermann Friedrich Kohlbrügge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frank Reiniger: KOHLBRÜGGE, Hermann Friedrich. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 300–305.
  2. Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Band 9. Biogramme Tr – Z. Herausgegeben vom Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in Zusammenarbeit mit dem Interdisziplinären Zentrum für Pietismusforschung der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg in Verbindung mit den Franckeschen Stiftungen zu Halle (Saale) und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2009, S. 479 ; ISBN 978-3-374-02141-3.
  3. Zahn, Adolph: Ein Lebensbild, Stuttgart, 1881, S. 88.
  4. Hermann Friedrich Kohlbrügge im ökumenischen Heiligenlexikon