Emanuel Felke

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Der evangelische Pastor Leopold Erdmann Emanuel Felke (*7. Februar 1856 in Kläden bei Stendal, † 16. August 1926 in München, bestattet in Sobernheim) war ein Pionier der ganzheitlichen Behandlungsweise in der Naturheilkunde, der die nach ihm benannte Felkekur entwickelte und von 1896 bis 1914 in Repelen bei Moers und von 1915 bis 1925 in Bad Sobernheim wirkte. Vor allem gab er der Irisdiagnostik (Iridologie) wesentliche Impulse.

Der Lehmpastor

Da zu den Anwendungen auch Einreibungen mit Lehm und Lehmschlammbäder gehörten, wurde Felke oft auch als Lehmpastor bezeichnet. Felkes Kuren bestanden aus gesundheitlicher Ernährung und Bewegung im Freien. Seine Patienten erhielten fleischarme Kost, Einreibungen mit Heilerde, kalte Bäder in Zinkbadewannen im Freien und mussten in Licht-Luft-Hütten auf dem Lehmboden oder Strohsäcken schlafen.

Felke, der Sohn eines Lehrers und einer Pfarrerstochter, hatte während seines Studiums der Theologie sich schon für medizinische Fragen interessiert und einige Semester medizinische Vorlesungen gehört. Sein Interesse lag immer im Bereich der Heilpflanzen und der bekannten Naturheilkundler Hanhnemann (dem Begründer der Homöopathie) und Prießnitz (Hydrotherapie). In seiner ersten Pfarrstelle in Cronenberg konnte er während einer Diphterie-Epidemie recht erfolgreich den Kranken mit homöopatischen Mitteln helfen. 1894 trat er seinen Dienst als Pfarrer an der evangelischen Dorfkirche in Repelen an. 1896 gründeten einige Bürger in Repelen einen homöopathischen Verein, um die Arbeit Felkes zu unterstützen, da dieser die homöopathischen Mittel meist kostenlos abgab. Felke gilt als Vater der Komplex-Homöopathie, weil er bei chronischen Krankheitsbildern mit mehreren Symptomen begann, abweichend von Hahnemann verschiedene Wirkstoffe zu kombinieren. Die Komplex-Therapie errang auch in der Schulmedizin aufgrund nachgewiesner Erfolge Anerkennung. Im Jahr 1897 reisten Felke und einige Gemeindevertreter in den Harz, wo Adolf Just, ein anderer bekannter Naturheiler dieser Zeit, in Eckerthal einen Jungborn neu gegründet hatte, um dessen Einrichtung zu besichtigen. Der Besuch hat wohl einen so großen Eindruck hinterlassen, dass man beschloss, in Repelen eine gleichartige Einrichtung zu schaffen.

Nicht weit von der Dorfkirche wurde eine großzügige Fläche an Wiesen und Ackerland am Repelner Meer für 50.000 Goldmark (heute knapp 500.000 Euro) erworben und mit erheblicher Eigenleistung ein Kurpark gestaltet. Hinzu kamen 50 Lichthütten als Unterkünfte für 100 bis 120 Personen sowie zwei Pavillons als Ruhe- und Liegeräume. 1898 wurde der Jungbornpark, eine heute noch beliebte Parkanlage in Moers, eingeweiht. Da sowohl die Badeanwendungen als auch Sport und Gymnastik unbekleidet erfolgten, gab es zwei mit Lattenzäunen umgebene Badeparks gesondert für Männer und Frauen.

Felke zog zunächst in Repelen, später ebenso in Bad Sobernheim einen regelrechten Kurbetrieb auf. Hatte man zunächst noch angenommen, dass die ursprünglichen Kapazitäten sehr reichlich bemessen seien, zählte Repelen in der Saison von Mai bis Oktober bis zu 400 Kurgäste, so dass viele von diesen in Privatpensionen untergebracht werden mussten. Unter den Kurgästen waren viele weitgereist, so auch aus den USA, England oder Russland. Für das Dorf bedeutete dies einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung insbesondere im Bereich der Hotellerie. 1914 entstand das Jungbornhotel. Die neue für die ländliche Bevölkerung ungewohnte Bewegung wurde aber auch sehr kritisch betrachtet. Wegen der Nacktheit der Kurenden während der Anwendungen wurde Felke Gefährdung der Sittlichkeit vorgeworfen, wogegen dieser sich vehement wehrte. Als man der Auflage, die umgebenden Zäune auf drei Meter zu erhöhen, nicht schnell genug nachkam, wurde der Park 1899 kurzfristig geschlossen. Auch den Kirchenoberen waren Felkes Aktivitäten nicht geheuer. Auf Nachfrage jedoch wurde aus der Gemeinde stets bestätigt, dass Felke auch seinen seelsorgerischen Pflichten stets nachkam.

Diese kritische Begleitung konnte nicht verhindern, dass es zu einer regelrechte Felke-Bewegung kam. So entstanden in den Jahren bis 1914 Felke-Kurorte in Berlin, Aachen, Krefeld, Kettwig, Dortmund oder Stettin. Diese Einrichtungen durften den Namen Repelner Methode oder Felke Methode nur verwenden, wenn sie von Felke eine Bestätigung erhalten hatten, dass sie von ihm geschult und zugelassen worden seien. In dieser Zeit entstanden eine Vielzahl von Felke – Vereinen mit über 2500 Mitgliedern in Deutschland. Zugleich wurde eine Felke – Zeitschrift herausgegeben.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges fand diese Entwicklung eine jähe Unterbrechung. Die Kuranlagen wurden nun als Lazarett genutzt. Hinzu kam, dass Felke wegen eines Seitensprungs 1912 sein Pfarramt hatte aufgeben müssen und nun ohne Mittel war, weil er auch danach seine homöopathischen Behandlungen kostenlos durchführte. So wechselte Felke 1915 nach Sobernheim zu einem seiner Schüler und baute dort erneut einen großen Kurbetrieb auf. Nach dem Krieg kam Felke zwar alle 14 Tage nach Repelen, aber der Kurbetrieb erreichte hier nie wieder den Umfang, den er ursprünglich einmal hatte. So wurde der Kurbetrieb eingestellt und die Jungborngesellschaft verkaufte schließlich das Hotel an einen Gastwirt und stellte ihre Aktivitäten 1934 ein.

Augendiagnostik

Felke war berühmt für seine Augendiagnostik. Da es hierüber kaum Literatur gab und das Verfahren in der traditionellen Medizin angezweifelt wurde, war Felke stark angefeindet und erheblicher Kritik ausgesetzt. Er musste mehrere Prozesse wegen Körperverletzung und zuletzt sogar wegen fahrlässiger Tötung überstehen. Der letzte von insgesamt 16 Prozessen fand 1909 statt. Felke musste unter Aufsicht einer Reihe von zum Teil prominenten Medizinern, darunter der Chirurg und Geheimrat Garre, zwanzig Kranke nur anhand der Iriden diagnostizieren. Felke protestierte, weil ihm ein Sprechen mit den Kranken, wie er es üblicherweise zur Feststellung der Anamnese tat, nicht gestattet war. Trotz dieser Bedingungen konnte er mit seinen Diagnosen die Richter überzeugen und wurde freigesprochen.

Felke war bis zu seinem Tode in Sobernheim tätig und hat einen maßgeblichen Anteil, dass dieser Ort an der Nahe zu einem erfolgreichen Kurort wurde. So wurde ihm dort ein Denkmal errichtet, Felke wurde zum Ehrenbürger ernannt und es gibt ein Felke – Museum.

Die Felkekur

Die Felkekur besteht aus folgenden Grundelementen (Originalbeschreibung):

  1. Felke Sitzbad: Ein Felke Sitzbad wird in der Felke Wanne(ca. 40 cm hohe Sitzbadewanne aus Zink) genommen. Wasser eine Hand breit hoch, naturkalt. Beim Niedersetzen werden die Füße bei angezogenen Beinen in die Wanne gestellt. Während des Badens wird das Wasser mit beiden Händen an den unterleib heraufgeholt und der Unterleib wird sodann von oben nach unten mit den Händen gestrichen (frottiert). Badedauer 1 – 5 Min. Nach dem Sitzbade wird der ganze Körper mit dem Wasserschlauch abgespült. Reihenfolge des Abspülens: unterleib, Bauch, Brust, Rücken von unten nach oben, Oberschenkel, Waden bzw. Unterschenkel, rechte Schulter, linke Schulter. Nach dem Sitzbad tüchtig Bewegung und mit den Händen trocken reiben. (Freiübungen und Tiefatmen). Kein Handtuch benutzen. Nach Trockenwerden des Körpers ankleiden, wenn nicht noch ein Lichtluftbad sich anschließen soll.
  2. Lichluftbad: Ein Lichtluftbad kann zu jeder Zeit genommen werden. Der Badende kleidet sich schnell aus, läuft dann umher und reibt dabei den Körper mit den Händen, auch von Zeit zu Zeit energische Bewegungen mit den Gliedmaßen ausführend. Allmählich wird der Körper behaglich warm, alsdann kann der Badende sich zeitweilig hinsetzen oder langsam spazieren gehen. Dauer des Lichtluftbadens: im Anfang 15 – 20 Minuten. Allmählich wird diese Zeit ausgedehnt und kann nach einigen Tagen schließlich von unbegrenzter Dauer sein. Je länger dann, desto lieber und schöner. Nervöse wollen das Lichtluftbad bicht zu lange ausdehnen. Viele schließen an das Lichtluftbad ein kurzes Sitzbad (siehe zu 1) oder eine kalte Abspülung mit dem Schlauch an. Nachher trocken reiben mit den Händen und dann ankleiden.
  3. Lehmbad: Ein Lehmbad wird von Pastor Felke oder seinen Vertretern bei gewissen Krankheitsformen verordnet und genau in der Weise genommen, wie das Sitzbad 8siehe z. 1) nur mit der Unterscheidung, daß das Wasser mit guten steinfreien Lehm vermengt wird, bis es einen dünnflüssigen Brei ergibt. Nach dem Lehmbaden abspülen mit dem Schlauch und Trockenreiben mit den Händen. Dauer des Lehmbadens nach Verordnung.
  4. Erdschlafen: Das Erdschlafen (nächtliches Liegen und Schlafen auf dem Erdboden) entweder ohne jede Unterlage oder auf einer wollenen Decke oder auf einer Strohmatratze (Strohsack) ist anerkanntermaßen ein ebenso kräftigendes und die Nerven stählendes heilmittel. Das ist kein Aberglaube. Man bedeckt sich mit soviel Wolldecken, daß man sich behaglich warm fühlt und wenn man dann morgens frisch und munter von diesem Erdlager sich erhebt, stürzt man sofort in die Sitzbadewanne. Ein wetterharter Körper ist die sichere Folge dieser Prozeduren, sie somit nicht genug empfohlen werden können.
  5. Es sei schließlich noch das regelmäßige Luftbaden der Lungen und Atmungsorgane dringend empfohlen. Im Licht-Luftbad läßt sich im Anschluß an das sonstige Baden mehrmals das Baden der Lungen ausführen. Dasselbe geschieht durch langsames tiefes Einziehen der Luft mittels der Nase bei geschlossenem Munde und durch Ausstoßen der durch die Nase eingesogenen Luft durch den Mund. Das wird nacheinander 12 bis 20 mal ausgeführt, man bemühe sich, die Luft möglichst lange nach der Einatmung anzuhalten. Bei Ausführung des Lungenbades hält man die Arme über den Kopf erhoben oder auf den Rücken gelegt.

Ergänzt wurden die Anwendungen durch eine nahezu fleischfreie Diät mit viel Gemüse, Grünkern, Kartoffeln und Obst, durch die Felke eine Entgiftung des Körpers aufgrund von Fehlernährungen erreichen wollte. Dabei differenzierte Felke zum Teil die Ernährung in Abhängigkeit von den Krankheitsbildern seiner Patienten.

In Bad Sobernheim entwickelte Felke den Barfußpfad, der über verschiedene Stationen wie Pflastersteine, Lehmbecken, Wasser und Grasflächen führt, so dass die Fußreflexzonen unterschiedlich angesprochen werden.

Nachwirkungen

Noch heute gibt es eine Reihe von Felke – Vereinen, darunter den Felke Verein – Repelen. Bad Sobernheim ist mit drei Kureinrichtungen weiterhin das Zentrum der Felkekuren, die es daneben auch in Diez an der Lahn oder in Meddersheim gibt. Sowohl Lehmkuren als auch die Augendiagnostik sind in der Praxis der Naturheilkunde zu Beginn des 21. Jahrhunderts feste Bestandteile der Behandlungspraxis geworden. Seit 1984 gibt es das Felke-Institut für Iridologie. Weiterhin besteht mit Sitz in Bad Sobernheim eine Ärztliche Arbeitsgemeinschaft für Felke-Therapie.

Literatur

  • Wolfgang Schulz: Die Felke-Kur, S+M Verlag, Bad Kreuznach, 2. Aufl. 1996
  • Jürgen Westphal: Kuren nach Felke mit den Elementen der Natur. Die Licht-, Luft- und Lehmtherapie, Waldthausen,Natura 1999, ISBN 3-89881-519-6
  • Friedhelm und Christa Wittfeld: 100 Jahre Jungbornpark Repelen 1898 – 1998. Ein Kurort durch Pastor Emanuel Felke, Selbstverlag, Moers o.J.

weblinks

Felke im Naturlexikon